Remote Work bei °F - Ein ehrlicher, persönlicher Erfahrungsbericht
Remote Work, Home Office, eben das Arbeiten von zuhause ist für viele eine Begleiterscheinung der Corona-Pandemie. Diese Arbeitsform hat sich bei °F durchgesetzt und als überaus erfolgreich herausgestellt. Als ich vor einigen Monaten meinen Job wechselte, war mir wichtig, ortsungebunden zu sein. Ich wollte mein Leben freier gestalten und nicht mehr das klassische 9-to-5-Büroleben führen. Klingt erst einmal nicht ungewöhnlich. Aber ganz so einfach und unkompliziert ist es dann eben doch nicht...
Remote Work = Einsamkeit?
Der Vorteil von Remote Work ist, immer und überall in der Lage zu sein zu arbeiten – ob man dabei gerade im Zug, in Argentinien oder im Coworking Space ist. Ein weiteres Plus – die Zeitersparnis, da der Arbeitsweg inklusive Berufsverkehr wegfällt. Aus meinem Familien- und Freundeskreis kommen dabei aber immer dieselben skeptischen Bemerkungen: „Vermisst du es nicht, dich mit Kolleginnen und Kollegen auch mal zu unterhalten?", ,,Also den ganzen Tag alleine im Zimmer sitzen könnte ich ja nicht...", ,,Wie ist das Verhältnis mit deinem Chef/deiner Chefin, wenn du sie nie siehst?"
Die Antworten beherrsche ich mittlerweile im Schlaf – Zeit, die Perspektive zu teilen.

Die Verbindung zu meinen Kollegen ist konstanter als mein WLAN
Nein, ich vermisse es nicht, mich mit meinen Kollegen im Büro zu unterhalten, da ich sie jeden Tag per Videochat persönlich spreche – ja auch Chefin und Chef. Unsere Gespräche gehen sogar oft über den klassischen Büro-Small-Talk hinaus. Warum? Weil wir alle (meistens) zu Hause sitzen. Ich weiß, wenn der Hund des Kollegen krank ist, die Handwerker kommen, die Partnerin einen Termin hat und wenn der Paketbote klingelt.
Abwesenheiten, auch wenn es nur um Minuten oder wenige Stunden geht, werden bei uns offen und ehrlich kommuniziert. Es ist dabei jedem selbst überlassen, wie viel er aus seinem Leben teilen möchte, das ist schließlich auch Typsache. Jedoch ist unser Verhältnis so voller Verständnis, dass es für die meisten keine Frage ist, sich per kurzer Nachricht in die Gruppe zum Beispiel für einen Friseurbesuch abzumelden. Meine Kollegen kennen meine Familiensituation, sie kennen mein Wohnzimmer, sie wissen, dass ich gerne mit den Gitarren, die im Videochat-Hintergrund zu sehen sind, spiele – all solche kleinen Dinge schweißen uns zusammen.
Details aus dem Privatleben zu teilen, mag erst einmal unangenehm klingen. Für mich ist es ein Ausgleich zum nicht vorhandenen Kontakt in Präsenz. Es tut meiner Arbeit gut und schafft eine Bindung, die den unkomplizierten Ablauf bei gemeinsamen Projekten immens verbessert, da die Distanz, die wir nun mal definitiv zueinander haben, durch Zwischenmenschlichkeit überbrückt wird. Und das zieht sich bei °F durch das gesamte Team, ungeachtet der Position.
Gerade weil man sich nicht spontan auf dem Flur über den Weg laufen kann, spürt man eine andere Verantwortung füreinander. Eine präzise Kommunikation ist notwendig. Jeder ist noch stärker für sich und seine Projekte – alleine oder in Gruppen – verantwortlich. Auch die kleinsten Absprachen und Meetings müssen aktiv untereinander geplant werden, um im Fluss zu bleiben. Diese Verantwortung schafft Identifikation. Keiner versteckt sich hier hinter dem Laptop. Wir sind alle genauso präsent, als wären wir gemeinsam in einem Büro.
„Diese Verantwortung schafft Identifikation. Keiner versteckt sich hier hinter dem Laptop.“
Die wirkliche Herausforderung...
...ist neben instabilem Internet oft die Disziplin und Selbstorganisation. Home Office ist nichts, was man auf lange Sicht intuitiv richtig macht und meistert. Es ist ein Lernprozess, bei dem man sich selbst einschätzen und kennenlernen muss. Wann hilft ein Themenwechsel mehr, als sich an einem schwierigen Projekt festzubeißen? Wann sollte ich meinem Kopf eine Pause gönnen?
Die natürliche Ablenkung durch Flurgespräche oder gemeinsame Kaffeepausen gibt es bei uns nicht. Ich bin mir sicher, dass jeder im °F-Team schon Tage hatte, wo doch etwas zu viel Ablenkung im Kopf stattfand – vom Alltag, von Terminen, von Erledigungen oder Müdigkeit. Einen schlechten Tag im Büro kennt man vielleicht – aber schon einmal einen schlechten Tag im Home Office erlebt? Das ist eine andere Nummer. Es bedarf einer gewissen Fähigkeit, die erst erlernt werden muss, trotz Ablenkung oder fehlendem Antrieb alleine für sich einen guten Job zu machen – was definitiv unser aller Anspruch ist.
Die Freiheit, die unsere Arbeitsweise mit sich bringt, ist oft Segen, aber manchmal eben auch Fluch.
„Die Freiheit, die unsere Arbeitsweise mit sich bringt, ist oft Segen, aber manchmal eben auch Fluch.“
Das erste °F-Team-Treffen in Präsenz

Vor einiger Zeit hatten wir als °F-Team mit DeepSkill eine Reihe von Workshops, in denen wir vieles über uns selbst und unsere Zusammenarbeit gelernt haben. DeepSkill ist ein professioneller Anbieter für Teamentwicklung – sie begleiten Teams dabei, ihre Potenziale zu entfalten und nachhaltig sowohl persönlich als auch im Team zu wachsen. Unser Programm zum °F-Team-Development hatte die Schwerpunkte „Leveraging our Shared Why", „Boosting Productivity", „Creating Personal Impact" und „Stay Resilient". Für zwei der Workshops haben wir uns in unserem Shared Office in Köln getroffen. Für manche war es das erste persönliche Aufeinandertreffen mit dem gesamten Team.
Besonders intensiv haben wir uns im Workshop mit den Teamrollen auseinandergesetzt. Jeder von uns hat seine individuelle Rolle identifiziert und erkannt, wie er damit zur Zielerreichung im Team beitragen kann. Das war ein echter Aha-Moment – uns wurde klar, warum bestimmte Dynamiken in unserem Remote-Team so gut oder eben nicht gut funktionieren.
Durch die intensive Zusammenarbeit und den tiefgehenden Blick ins Innere der eigenen Persönlichkeiten und Fähigkeiten können wir nun definitiv untereinander besser gewisse Verhaltensweisen und Reaktionen verstehen.
Jedoch hatte ich das Gefühl, dass das Learning und die Erfahrung, die wir mitgenommen haben, nichts mit dem Nachteil durch Remote Work zu tun haben, sondern absolut jedem Team helfen würden – egal ob remote oder vor Ort.
„Das Learning und die Erfahrung, die wir mitgenommen haben, hat nichts mit dem Nachteil durch Remote Work zu tun, sondern würde absolut jedem Team gut tun.“
Müsste ich mich entscheiden, würde jedes Mal erneut die Entscheidung auf eine Remote-Stelle fallen. Auch, wenn mir manchmal die potenziellen Gespräche in der Kaffeeküche mit meinen Kollegen fehlen, bin ich froh, durch die sehr eigenverantwortliche Remote-Arbeit bereits so viel über meine Stärken und Schwächen, meine Arbeitsweise, meine Selbstorganisation und Widerstandskraft gelernt zu haben. Wir alle sind trotz räumlichem Abstand ein sehr starkes Team, was sich als Einheit sieht, sich gegenseitig unterstützt und am selben Strang zieht. Und das ist wertvoller, als jeder Kaffeeklatsch.